Ich möchte vorausschicken, dass ich nicht im geringsten ein Typ für Lyrik bin,
dennoch wurde gerade folgender Beitrag von der Redaktion des Seniorenhausboten gewählt.
Die Perlenkette des Lebens
Unendlich viele Erlebnisse reihen sich in meinem Gedächtnis aneinander wie die Glieder einer Perlenkette.
Einst war ich klein, litt kleine Sorgen, schielte schon mit einem Auge zum nächsten Morgen.
Als Halbstarke fühlte ich mich schon am Ziel, sagen ließ ich mir von niemandem viel!
Doch fehlte die Erfahrung, ich erhielt so manchen Schmiss, einige Male meine Kette riss.
So erteilte mir das Leben so manche Lehre, mitunter kam ich mir selbst in die Quere!
Es wurde gebastelt repariert und verstärkt, jede Flickstelle säuberlich vermerkt.
Dann wurde ich häuslich, es ging voran, mitunter war es hektisch, bald war es getan.
So träumte ich von ruhigeren Zeiten, wenn mich nicht mehr so viele Sorgen begleiten.
Doch fielen die einzelnen Verpflichtungen ab, ich kam nicht mehr richtig auf Trab.
Die Kette, sie wurde mir viel zu eng, das Konzept meines Lebens war zu streng.
Was war geschehen, ich konnte es nicht verstehen, sollte ich dem gesetzten Alter zugehen?
Es zwackte hier, es zwickte dort, ich schaffte nicht mehr soviel wie früher fort.
Meine Stimmung sank, ständig war ich krank, war das für die viele Mühe der Dank?
War eine Stimme, ein inneres Sehnen mich auch mal ruhend anzulehnen.
Sie sagte mir: “Zwing es nicht mit Gewalt, vielleicht wirst du nur allmählich alt!“
Ein verletztes Wesen, ein ausgesetzter Hund, gab mir neue Ambitionen kund.
An jedem Tag dreimal in den Wald, ob es ist sonnig, regnerisch oder gar kalt.
Der Natur beim Wachsen zusehen, über vieles nachdenken beim Gassi gehen.
Dazu Streicheleinheiten für die gequälte Kreatur, ein Blick von ihr ist Freude pur.
Ein neues Lebensgefühl macht sich breit, “durchstarten“ sagt es, knapp ist die Zeit.
Es gibt Energie, kaum einer versteht, was in mir plötzlich in Bewegung gerät.
Jahrzehnte habe ich nur anderen gehört, oft meinen ureigenen Rhythmus gestört.
Nun möchte ich beides harmonisch verbinden, sie werden meinen Alleingang verwinden.
Meine Perlenkette wurde schimmernd und weit, mit mir war ich nun in Einigkeit.
Wird mein Weg dereinst zu Ende sein, möchte ich nichts vermissen oder unzufrieden sein.
Die Perlenkette meines Lebens wird vollendet und schön an meine Nachkommen übergehen.
Damit sie ihre eigenen Erfahrungen machen und dennoch ein wenig mit meinen Augen sehen.
Derweil ich mich im Lehnstuhl sitzend erfreue, wenn meine Enkel mit ihrer Oma lachen!
Ich teile mit ihnen die Perlen aus längst vergangener Zeit, das ist meine Unsterblichkeit!
Heidi Christina Jaax 2011